Digital Programme brochure
Ensemble Recherche ©Peter Gwiazda

Mittsommer

Werke von L. Wennäkoski, M. Bång, P. Haapanen, F. Bedrossian und V. Žuraj / H. Klaus

WDR Funkhaus am Wallrafplatz, Klaus-von-Bismarck-Saal Intermission at 17:40 | Estimated end at 18:40
Saturday
17.05.2025
17:00

Einführungen

Audio-Einführung

Einführung vor Ort

16:00 Einführung »Behinderung – Bereicherung«

Eine Einführung durch Vito Žuraj (Komponist), Adriani Botez (blinder Musiker) und Dr. T. Sofie Taubert-Marx (Moderation)

Mitwirkende

Helsinki Chamber Choir

Ensemble Recherche
Nils Schweckendiek Dirigent

Programm

Programm

Lotta Wennäkoski *1970
Valossa (2013)
für gemischten Chor. Text aus der Bibel in finnischer Übersetzung

Malin Bång *1974
faces and moon splinters (2005)
für Flöte, Klarinette, Frauenstimme, Klavier, Violine und Violoncello

            Iris Oja Alt

Perttu Haapanen *1972
Strophes II (2007, rev. 2009)
für gemischten Chor. Phonetischer Text von Perttu Haapanen

Franck Bedrossian *1971
We met as sparks (2015)
für Bassflöte, Kontrabassklarinette, Viola und Violoncello


Pause


Vito Žuraj *1979 / Händl Klaus *1969
Innen / Sisällä (2024)
für gemischten Kammerchor und Ensemble. Libretto von Händl Klaus
Deutsche Erstaufführung
Kompositionsauftrag von Helsingin Kamarikuoro, Beethoven Jubiläums-Gesellschaft und ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung

  • Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW

Das Konzert wird vom WDR für den Hörfunk aufgezeichnet und kann am 23. September 2025 im Radio und anschließend für 30 Tage auf wdr3.de nachgehört werden.

Libretto

Innen / Sisällä – Das Libretto gesprochen von Händl Klaus

Zu den Werken

»Im Licht sein«

Chor und Ensemble stehen sich in kürzeren Stücken gegenüber, um sich dann in der deutschen Erstaufführung von Vito Žurajs Innen / Sisällä zu vereinen. Die Dramaturgie des Konzerts ist so einfach wie bestechend; und die Musik, die der Helsinki Chamber Choir und das Ensemble Recherche in diesem Rahmen aufführen, erschließt sehr unterschiedliche und teils extreme Ausdrucksbezirke. Der Fokus liegt zunächst auf Skandinavien, wo die Nähe zur Natur, die Weite der Landschaft, das Spiel von Licht und Schatten und der Kontrast von Mittsommernacht und »Dunkelzeit« im Winter das Lebensgefühl der Menschen prägen und auch die Künste stark beeinflussen.

Die finnische Komponistin Lotta Wennäkoski vertonte in Valossa (2013) einen Bibeltext in ihrer Muttersprache und verknüpfte das Licht mit spirituellen Dimensionen. Das finnische Wort Valo bedeutet »Licht«, und Valossa meint »bei Licht« oder »im Licht sein« – im Sonnenlicht oder eben im göttlichen Licht, was in der Musik markant zur Geltung kommt. Auch Wennäkoskis Landsmann Perttu Haapanen ist eng mit dem Helsinki Chamber Choir verbunden, der seine klangschönen Strophes II (2007) fest im Repertoire hat.

»Gefrieren« und »verbrennen«

Die Schwedin Malin Bang ist für ihre harschen, geräuschbetonten Klangwelten bekannt, was auch in faces and moon splinters von 2005 durchklingt. Fragile Gesten begegnen expressiven Aufwallungen, wobei Bang sich vom Phänomen ab- und zunehmender Geschwindigkeiten inspirieren ließ. Als Beispiele dafür wählte sie Wind, Fahrrad, Eichhörnchen und Maschine, die sie in abstrakte Klangfiguren bannte. Im Hintergrund ist aber auch der Mensch präsent, und zwar anhand eines Gedichts von Federico García Lorca über die Leidensgeschichte dreier Freunde, die »gefrieren«, »begraben werden« oder »verbrennen«.

Der Franzose Franck Bedrossian konzentrierte sich in We met as sparks (2015) auf eine spezifische Erscheinungsform des Lichts, die Funken. Zwei tiefe Blas- und zwei Streichinstrumente kommunizieren denn auch Funken schlagend mit- und gegeneinander, pendelnd zwischen bizarren Geräuschsequenzen und innerer Einkehr, worin sich die potenzielle Intensität menschlicher Beziehungen drastisch widerspiegelt.

»Wie eine unsichtbare Mauer«

Den Menschen, nicht zuletzt sich selbst, rückte auch der slowenische Komponist Vito Žuraj in Innen / Sisällä ins Zentrum. Das Libretto von Händl Klaus dreht sich um die komplexen Zusammenhänge zwischen körperlicher Beeinträchtigung und schöpferischem Ausdruck. Berühmte Beispiele dafür sind Ludwig van Beethovens Ertaubung und die allmähliche Erblindung Claude Monets. Händl Klaus untersuchte die künstlerischen Auswirkungen bei Monet, aber dass Vito Žuraj davon so fasziniert ist, rührt auch von seiner eigenen Geschichte her. Er stotterte als Kind stark und litt sehr darunter, ja, das Stottern war für ihn »wie eine unsichtbare Mauer, die jede Äußerung mit Schmerz und Anstrengung behaftete«. Heute hat er es längst überwunden; der Nachhall seiner damaligen Empfindungen zieht sich aber durch sein Dasein und hinterlässt auch in seiner Kunst intuitiv oder unbewusst seine Spuren.

In Innen / Sisällä (2024) verarbeitete er das Thema nun bewusst – in Form einer Klangreise, die sich aus dem dreiteiligen Libretto von Händl Klaus speist. »Im ersten Teil«, so Žuraj, »wiederholt der Chor jede Silbe in überwältigender Masse. Das Publikum wird von einer Silbenlawine erfasst, die als symbolisches Echo einer lähmenden Barriere jene innere Spannung transportiert, die ich einst täglich erlebte.« Der zweite Teil ist dem schwierigen Prozess der Heilung gewidmet und geleitet zum inneren Frieden, der den dritten Teil gänzlich dominieren könnte – wären da nicht die Klangschatten der Vergangenheit, die laut Žuraj »nicht verschwinden, sondern leise mit uns weitergehen«.

Egbert Hiller

Werkeinführung zu »Innen / Sisällä« von Vito Žuraj

Fragen an ...

Wir haben den Künstlerinnen und Künstlern acht Fragen gestellt, deren Beantwortung ein persönliches Bild darüber ergeben sollte, welche Aspekte ihre musikalische Arbeit beeinflussen. Es blieb ihnen freigestellt, welche und wie viele der Fragen sie in ihrer eigenen oder einer ihnen vertrauten Sprache beantworten.

»Zuerst denke ich an die Hoffnung auf das Gute«

Vito Žuraj | Komponist

Vito Žuraj

Vito Žuraj ©Ras Rotter

Read more

»… relax your eyes and focus on the room around you«

Helsinki Chamber Choir

Helsinki Chamber Choir

Helsinki Chamber Choir ©Ella Kiviniemi & Tuomas Tenkanen

Read more

»Musik kann inkludierend sein.«

Ensemble Recherche

Ensemble Recherche

Ensemble Recherche ©Peter Gwiazda

Read more

»Musik erzählt uns, wer wir sind.«

Nils Schweckendiek | Dirigent

Nils Schweckendieck

Nils Schweckendieck ©Marco Borggreve

Read more

Ensemble-Besetzungen

Die Besetzung des Helsinki Chamber Choir

Linnéa Sundfær Casserly Sopran
Tove Djupsjöbacka Sopran
Veera Kuusirati Sopran

Eira Karlson Alt
Iris Oja Alt
Emma Suszko Alt

Martti Anttila Tenor
David Hackston Tenor
Mats Lillhannus Tenor

Jussi Linnanmäki Bass
Francisco Reis Bass
Juhani Vesikkala Bass

Die Besetzung des Ensemble Recherche

Anja Clift Flöte
Eduardo Olloqui Oboe
Shizuyo Oka Klarinette

Klaus Steffes-Holländer Klavier
Christian Dierstein Schlagzeug

Adam Woodward Violine
Sofia von Atzingen Viola
Åsa Åkerberg Violoncello

Weitere Angebote

  • Ausstellung »Lichtbogen«

    Kaija Saariaho

    Kaija Saariaho ©privat

    Die Musik Kaija Saariahos leuchtet, strahlt, glänzt und glitzert. Der Kosmos, das Firmament, die Landschaft und der Garten sind essentielle Themen im Oeuvre der finnischen Komponistin, die 1982 Paris zu ihrer neuen Heimat macht und sich der alten stets verbunden gefühlt hat.

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

  • Applausdusche – Eine interaktive Installation von Manos Tsangaris

    Applausdusche

    Applausdusche ©Vanessa Stratmann

    Treten Sie unter das Vordach der Kölner Philharmonie und einen Moment lang kommt von oben tosender Applaus aus zwei kleinen Lautsprechern. Dazu geht ein Scheinwerfer an, um das Gefühl zu intensivieren, sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu befinden. Gönnen Sie sich die Applausdusche als eine kleine Stärkung für zwischendurch!

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

Hinweise

  • Ein digitales Programmheft?

    Erleben Sie die Konzerte beim Festival ACHT BRÜCKEN auf neue Art und Weise – interaktiv, multimedial und jederzeit zugänglich mit dem neuen digitalen Programmheft. 

    Schon mehrere Tage vor dem Konzert ist das digitale Programmheft kostenlos verfügbar und bietet Zusatzinformationen und multimediale Inhalte. 

    Für den Konzertabend liefert das digitale Programmheft die gewohnten Hintergrundinformationen zu den Mitwirkenden, Komponist:innen und Werken und gibt einen umfassenden Einblick in das Konzertprogramm.

    Eine Stunde vor dem Konzert wechselt das Programmheft in den Konzertmodus: Multimediale Inhalte werden deaktiviert und die gesamte Darstellung abgedunkelt,  um den Konzertgenuss nicht zu stören.

  • Zur Nutzung des Mobiltelefons

    Im Saal ist der Zugang zum Internet eingeschränkt. Bitte laden Sie das digitale Programmheft vor dem Konzert. Ein WLAN-Zugang steht Ihnen dafür im Eingangsbereich des Foyers zur Verfügung.

    Während des Konzertes bitten wir Sie, Ihr Mobiltelefon auf lautlos zu stellen und den Modus »Nicht stören« zu aktivieren. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es, einmal nicht erreichbar zu sein.

  • Bild- und Tonaufnahmen

    Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Beim Schlussapplaus dürfen Sie zur Erinnerung und privaten Nutzung gern ohne Blitz fotografieren und Ihre Bilder auch auf Social-Media-Kanälen teilen, nicht aber filmen oder den Ton mitschneiden.

Redaktion

Träger

Kulturpartner des Festivals

Veranstalter:
ACHT BRÜCKEN

Herausgeber:
ACHTBRÜCKEN GmbH
Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln

V.i.S.d.P.
Louwrens Langevoort,
Gesamtleiter und Geschäftsführer der ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie

Redaktion:

Sebastian Loelgen