Radrennen »Rund um Köln«: Verkehrsbehinderungen am 17. und 18. Mai – Weitere Infos

Digitales Programmheft
Ensemble intercontemporain ©Quentin Chevrier

Lichtbogen

Werke von Kaija Saariaho und Pierre Boulez

Kölner Philharmonie Pause gegen 20:40 | Ende gegen 21:45
Donnerstag
15.05.2025
20:00

Einführungen

Audio-Einführung

Neun Solist:innen – ein Klang

Sophie Emilie Beha im Gespräch mit Samuel Favre über »Sur incises«

Einführungen vor Ort

19:00 Einführung durch Solisten des Ensemble intercontemporain und Kornelia Bittmann


19:00 Wahrnehmungsangebot: Harfe + Flügel

19:30 Wahrnehmungsangebot: Saal + Bühne

Mitwirkende

Mitwirkende

Programm

Programm

Kaija Saariaho 1952–2023
Semafor (2022)
für Flöte, Klarinette, Fagott, Klavier und Streicher

Lichtbogen (1985–86)
für Flöte, Schlagzeug, Harfe, Klavier, zwei Violinen, Violoncello, Kontrabass und Live-Elektronik

Pause

Pierre Boulez 1925–2016
sur Incises (1996)
Zweite Fassung für drei Klaviere, drei Harfen und drei Schlagzeugspieler

  • Gefördert durch die Kunststiftung NRW

Zu den Werken

Kaija Saariaho: Semafor

Manchmal bleibt ein Rest, der vielleicht erst woanders zum Einsatz kommt oder der so zwingend ist, dass er unbedingt und mithin baldmöglichst zur Gestaltung von etwas Neuem verwendet werden muss. Als Kaija Saariaho 2019 ihre Orchesterkomposition Vista abschloss, hatte sie darin eine Passage formuliert, die sie wegen der obsessiven Energie gedanklich weiterbeschäftigte: ein schnelles Xylophon-Ostinato im Oktavsprungkontinuum, umgeben und durchbrochen von scharf akzentuierten und so quasi aufschreienden Kleinsekunden-Glissandi auf der benachbarten Tonstufe. Diese materialreduzierte Textur reizte sie zur Ausarbeitung zu einem eigenständigen Stück, »einer Studie über das Aufbrechen der Kombination aus Ostinato und Schrei«, die sie 2020 unter dem Titel Semafor für acht Instrumente fertigstellte: »Die Idee der Oktave und allgemeiner die Regulierung harmonischer Spannung über separate Intervalle statt über harmonische Abfolgen blieb dabei zentral. Die Musik wechselt im Laufe des Stücks ihren Charakter von fröhlich zu ruhig, auch mithilfe wechselnder Tempi, die den musikalischen Fluss regulieren.« (Saariaho)

Gewidmet hat sie das Ensemblewerk dem finnischen Künstler Ernst Mether-Borgström (1917–1996), dessen Kunst sie seit ihrer Kindheit kannte und der seine verspielt-farbigen Skulpturen Semafor (Ampel) nannte, um sie als Verkehrszeichen, als Orientierungshilfe im Stadtlebenn auszuweisen. »Er war der Ansicht«, so Saariaho, »dass Kunst uns überall umgeben sollte, um spirituelle Werte in unserem Leben zu vermitteln. Wer würde dem nicht zustimmen?«

Kaija Saariaho: Lichtbogen

»J’ai vue l’éternité l’autre nuit …« (»Ich habe letzte Nacht die Ewigkeit gesehen …«) – diese ins Französische übersetzte Zeile aus einem Gedicht des wallisischen Dichters Henry Vaughan (1621/22–1695) und die magisch-farbig-schillernde Aurora borealis im skandinavischen Norden inspirierten Kaija Saariaho zu Ensemblekomposition Lichtbogen, an der sie 1985/86 arbeitete und die als ihr erstes Werk vollständig mit Computerhilfe entstanden ist. Die eröffnenden Cello-Klänge, die bald flatternd vibrieren, greifen von hier aus auf die anderen Instrumente über. Zittriges, Spreizungen, darüber und daraus entfalteten sich kurzzeitige melodische Figuren und Figurationen, der harmonische Grund beginnt zu schwimmen, dann leuchten zwischendurch Klarheiten, die Vision eines endlosen Lichts und eines fließenden, zeitlosen Raums entsteht, Glockenspiele und das Hochregister des Klavier setzen Zeitmarken, die verwendete Elektronik tritt nun deutlicher als zuvor in Erscheinung, führt in imposante, surreale Situationen, vereint mit gehaucht rauschenden Flötentönen, ein schimmerndes Flirren gen Ende, in der Ferne.

Pierre Boulez: sur Incises

Nach seinen berühmt-berüchtigten Structures II (1961) für zwei Klaviere, denen Pierre Boulez etliche ebenso bedeutende Klavierstücke der Neuen Musik in wenigen Jahren voraussschickte, komponierte er über drei Jahrzehnte kein Solostück für »sein« Instrument, mit dem er in jungen Jahren seine pinaistischen Visionen selbst darzulegen wusste. Erst 1994 entsteht mit dem dreiminütigen Incises ein neues Tastenwerk, geschrieben als Pflichtstück für die Schlussrunde des Mailänder Umberto-Micheli-Wettbewerbs. Ein rasant virtuoses Werk mit Tremoli und Ton-Repetitionen, ein »Schneegestöber« (Paul Griffith), dem ruhige Klangflächen gegenüber stehen, gegeneinander »eingeschnitten« sind. 1996 bearbeitete, erweiterte und durchdrang Boulez die klavieristischen Einschnitte zu einer auf nun 40 Minuten ausgedehnten Ensembleversion für je drei Pianisten, Harfenisten und Schlagzeuger und nennt sie sur Incises (1998 entsteht eine zweite Fassung). Phrasen aus den ursprünglichen Klavier-Incises, die er 2001 übrigens auch noch mal überarbeitet und erweitert hat, baut er in seiner komponierten Relektüre für Ensemble aus, spreizt und dehnt sie, vervielfältigt die Figuren und Ornamente, überlagernde Spiegelungen. Eine Skala von einfachen bis hin zu komplizierten Veränderungen. Und was im Mutterwerk noch stürmisch erscheint, beginnt in der Tochterkomposition zu atmen. Gleichzeitigkeit von freien und strengen Strukturverläufen mit manchmal jähen Wechseln sowie eindrücklichen Klangkombinationen dreier, an sich nicht so nahestehender Instrumentalfamilien in nun engster Nachbarschaft.

Stefan Fricke

Fragen an ...

Wir haben den Künstlerinnen und Künstlern acht Fragen gestellt, deren Beantwortung ein persönliches Bild darüber ergeben sollte, welche Aspekte ihre musikalische Arbeit beeinflussen. Es blieb ihnen freigestellt, welche und wie viele der Fragen sie in ihrer eigenen oder einer ihnen vertrauten Sprache beantworten.

»…. close collaboration with today’s composers, exploring instrumental techniques and developing interdisciplinary projects …«

Ensemble intercontemporain

KM192828

KM192828 ©Quentin Chevrier

What role does contemporary music play in your musical work?

The contemporary repertoire lies at the core of the Ensemble intercontemporain, an ensemble of 31 soloists who share a passion for 20th and 21st century music. They work in close collaboration with today’s composers, exploring instrumental techniques and developing interdisciplinary projects, some in partnership with Ircam.

How did you become an ensemble? Which reasons and ideas lead to this decision?

The Ensemble intercontemporain was founded in 1976 by Pierre Boulez, with the support of Michel Guy and the collaboration of Nicholas Snowman. To make contemporary music better known, appreciated and performed, that is the raison d’être of the Ensemble. Thus, the Ensemble is also renowned for its strong emphasis on music education: concerts for kids, creative workshops for students, training programs for future performers, conductors, composers, etc. Resident of the Cité de la musique – Philharmonie de Paris, the Ensemble performs and records in France and abroad, taking part in major festivals worldwide.

»I don’t separate contemporary music from the music of the past«

Pierre Bleuse

Pierre Bleuse

Pierre Bleuse ©David Blondin

What role does contemporary music play in your musical work?

Contemporary music has been part of my life since I was very young, because of my father who is a composer. So it is an essential part of my oxygen. For me, I don’t separate contemporary music from the music of the past: it’s an integral part of our lives and it should have a more important place in our society.

What inspired you to choose this profession?

I chose this profession because it wasn’t a profession. Or maybe it chose me! There again, it’s certainly due to the fact that I was born into a family of musicians – my mother was a singer – being surrounded by music. So music has always been part of my life. And when I was 12, my parents told me: ›Well, if you want to continue with music – I was a violinist at the time – it has to come from you‹. And I realised that I simply couldn’t live without music. That’s why I’m not sure that I »chose« this profession, because this vocation was like an obvious choice in my life. I couldn’t take any other path.

Who or what are your main musical inspirations?

I have a fairly broad love of music. Of course, from a very early age I was exposed to so-called learned music, or written music. Our musical heritage is infinite, but I've always been very curious about music from different genres. When I was very young, I listened to jazz, pop, rock... all kinds of music. Nowadays, what always interests me the most is the sincerity of the composers. In today's music, for example, I need to sense a real creative force in composers. Not just an art of writing, but a need for language. A language that you feel, that emerges as a necessity and not just as an achievement, no matter how well done it may be.

What do you believe music can achieve, and what not?

I believe that music is a force superior to many others. It’s one of the most important forces there is, because it says things that can’t be expressed in words. It’s also related to our intimacy; what it brings out inside each of us is powerful! I think it has also sometimes been used to send people off to war, to put them into a kind of trance, or as a spiritual means of contacting the invisible. So music has always been a source of communication. It also has the power to transform us, I think, in the best sense of the word. By giving us a more mysterious dimension to life. It allows us to magnify the things in life.

Ensemble-Besetzung

Die Besetzung des Ensemble intercontemporain

Sophie Cherrier Flöte
Jérôme Comte Klarinette
Marceau Lefèvre Fagott

Hidéki Nagano Klavier
Dimitri Vassilakis Klavier
Michael Wendeberg Klavier *
Gilles Durot Schlagzeug
Samuel Favre Schlagzeug
Aurélien Gignoux Schlagzeug
Valeria Kafelnikov Harfe
Eva Debonne Harfe *
Laure Beretti Harfe *

Jeanne-Marie Conquer Violine
Hae-Sun Kang Violine
Odile Auboin Viola
Éric-Maria Couturier Violoncello
Nicolas Crosse Kontrabass

Étienne Démoulin Sounddesign
Clément Marie Toningenieur

* Gäste

Weitere Angebote

  • Elektrisches Licht? – ACHT BRÜCKEN Lunch

    ©Vanessa Stratmann

    Erleben Sie in der Kölner Philharmonie mit dem ACHT BRÜCKEN Lunch Ihre kleine Pause vom Alltag –  für eine ungewöhnliche Mittagspause, eine Pause von den Geräuschen der Stadt: Das Tontechnik-Team des Ensemble intercontemporain gibt einen Einblick in das Programm des Abendkonzerts. 

  • Ausstellung »Lichtbogen«

    Kaija Saariaho

    Kaija Saariaho ©privat

    Die Musik Kaija Saariahos leuchtet, strahlt, glänzt und glitzert. Der Kosmos, das Firmament, die Landschaft und der Garten sind essentielle Themen im Oeuvre der finnischen Komponistin, die 1982 Paris zu ihrer neuen Heimat macht und sich der alten stets verbunden gefühlt hat.

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

  • Applausdusche – Eine interaktive Installation von Manos Tsangaris

    Applausdusche

    Applausdusche ©Vanessa Stratmann

    Treten Sie unter das Vordach der Kölner Philharmonie und einen Moment lang kommt von oben tosender Applaus aus zwei kleinen Lautsprechern. Dazu geht ein Scheinwerfer an, um das Gefühl zu intensivieren, sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu befinden. Gönnen Sie sich die Applausdusche als eine kleine Stärkung für zwischendurch!

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

Hinweise

  • Ein digitales Programmheft?

    Erleben Sie die Konzerte beim Festival ACHT BRÜCKEN auf neue Art und Weise – interaktiv, multimedial und jederzeit zugänglich mit dem neuen digitalen Programmheft. 

    Schon mehrere Tage vor dem Konzert ist das digitale Programmheft kostenlos verfügbar und bietet Zusatzinformationen und multimediale Inhalte. 

    Für den Konzertabend liefert das digitale Programmheft die gewohnten Hintergrundinformationen zu den Mitwirkenden, Komponist:innen und Werken und gibt einen umfassenden Einblick in das Konzertprogramm.

    Eine Stunde vor dem Konzert wechselt das Programmheft in den Konzertmodus: Multimediale Inhalte werden deaktiviert und die gesamte Darstellung abgedunkelt,  um den Konzertgenuss nicht zu stören.

  • Zur Nutzung des Mobiltelefons

    Im Saal ist der Zugang zum Internet eingeschränkt. Bitte laden Sie das digitale Programmheft vor dem Konzert. Ein WLAN-Zugang steht Ihnen dafür im Eingangsbereich des Foyers zur Verfügung.

    Während des Konzertes bitten wir Sie, Ihr Mobiltelefon auf lautlos zu stellen und den Modus »Nicht stören« zu aktivieren. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es, einmal nicht erreichbar zu sein.

  • Bild- und Tonaufnahmen

    Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Beim Schlussapplaus dürfen Sie zur Erinnerung und privaten Nutzung gern ohne Blitz fotografieren und Ihre Bilder auch auf Social-Media-Kanälen teilen, nicht aber filmen oder den Ton mitschneiden.

Redaktion

Träger

Kulturpartner des Festivals

Veranstalter:
KölnMusik in Kooperation mit ACHT BRÜCKEN

Herausgeber:
ACHTBRÜCKEN GmbH
Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln

V.i.S.d.P.
Louwrens Langevoort,
Gesamtleiter und Geschäftsführer der ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie

Redaktion:

Sebastian Loelgen