Radrennen »Rund um Köln«: Verkehrsbehinderungen am 17. und 18. Mai – Weitere Infos

Digitales Programmheft
DEHIO ©Julian Pache

Nachthelle

ON@ACHTBRÜCKEN

Wolkenburg Keine Pause | Ende gegen 19:15
Freitag
09.05.2025
18:30

Mitwirkende

DEHIO

Rie Watanabe Percussion, Künstlerische Leitung

Karin Nakayama Violine

Constantin Herzog Kontrabass

Kyusang Jeong Klarinette

Yoshiki Matsuura Posaune

Ramón Gardella Percussion


Gäste:

Helen Bledsoe Flöte

Xavier Larsson Paez Saxophon

Annegret Mayer-Lindenberg Viola

Rebekka Stephan Violoncello

Mirjam Schröder Harfe

Florian Zwißler Synthesizer

Programm

Programm

Farzia Fallah *1980
im selben Augenblick (2017–18)
für Saxophon, Bassklarinette, Posaune, Schlagzeug, Harfe und Kontrabass

Kaija Saariaho 1952–2023
Ciel étoilé (1999)
für Kontrabass und Percussion

Johannes Fritsch 1941–2010
Nachthelle (1997)
für Viola, Violoncello, Kontrabass und Synthesizer

Kaija Saariaho
Terrestre (2002)
für Querflöte solo, Percussion, Harfe, Violine und Violoncello

  • Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW

Zu den Werken

Kaija Saariaho: Ciel étoilé und Terrestre

Sie liebte den Himmel, die unterschiedlichen Arten und Farben des Lichts, die Sonne, den Mond, die strahlenden Sterne am nächtlichen Firmament, das Wetterleuchten im Norden ihrer Heimat. »Wenn ich an Finnland denke«, sagte einmal die seit 1982 in Paris lebende Komponistin Kaija Saariaho, »erinnere ich mich an wunderbare Veränderungen des Lichts. Alles ist markant.« Zu etlichen ihrer Werke ließ sie sich durch Beobachtungen des Lichts oder von poetischen Beschreibungen der Helle und des Dunkels inspirieren und gab diesen Stücken entsprechende Titel. Das 1999 geschriebene, aus 36 Takten bestehende Duo Ciel étoilé (Sternenhimmel) ist eines davon. Und jeden dieser Takte versteht Saariaho als metaphorischen »Stern«, als »ein einzigartiges Klangobjekt, das im perfekten Einklang und mit großer Konzentration zu spielen ist. Die Gesten beider Musiker:innen sollten immer ruhig und geprobt sein, wie bei einem Ritual«.

Auch Bewegungen am Himmel faszinierten Kaija Saariaho sehr, gerade das Fliegen der Vögel, ihr völlig unbeschwert, grenzen- und schwerelos wirkendes Schwingen. Literarische Entsprechungen zu ihren Empfindungen und Gedanken fand sie in dem 1964 erschienenen, metapherreichen Buch Oiseaux des französischen Dichers Saint-John Perse (1887–1975): »Ohne ihren Schatten zu kennen und vom Tod nur das Unsterbliche zu wissen, das sich mit dem leisen Rauschen der großen Wasser verzehrt, ziehen sie vorbei, und wir sind nicht mehr dieselben. Sie sind der Raum, der von einem einzigen Gedanken durchquert wird.«

Diese Zeilen, deren Rhythmus, der Atem zwischen den Wörtern und das Atmen an sich mit seinen verschiedenen Klangfarben bilden den Ausgangspunkt ihres 1981/82 entstandenen Flötensolos Laconisme de l’aile. Perses Gedanken grundieren auch das 2001 komponierte Flötenkonzert Aile du songe, das Saariaho der eng befreundeten Flötistin Camilla Hoitenga widmete. Und das ein Jahr später geschriebene Stück Terrestre für Flöte und vier Instrumente (Perkussion, Harfe, Geige, Cello) basiert auf dem zweiten Satz des Konzerts, der selbst aus zwei Teilen besteht: Oiseau dansant, der sich auf ein uraltes Volksmärchen bezieht – ein Vogel bringt einem Dorf das Tanzen bei – sowie L’Oiseau, un satellite infime, denn nach Perse ist ein Vogel ein winziger Satellit im Orbit, verbindet uns auf der Erde (= Terrestre) mit dem Universum.

Farzia Fallah: im selben Augenblick

»Augenblicke eines Traumes«, »einer Erinnerung«, »sich in den ersten Klang einträumen und in dessen Nachklang spielen«, »so lang, bis man spürbar außer Atem ist« oder »schweigendschön« im »Augenblick des stehenden Jetzt«. Die Partitur des 2018 geschriebenen Ensemblestücks im selben Augenblick der Komponistin Farzia Fallah kennt viele solcher poetischen Spiel- und Haltungsanweisungen. Sie mögen den Musiker:innen Möglichkeiten aufzeigen, noch tiefer ins Innere der Klänge vorzudringen, ebenso einzutauchen wie es Fallah bereits (vor)hörend und sodann für alle Beteiligten notierend unternimmt. Aber für dieses noch Tiefere fehlen die Wiedergabezeichen, hier muss – vielleicht paradox – die Sprache helfen, um die eigene Imaginationskraft freizusetzen, das Spüren des Eigenen, eines jeden einzelnen eigenen Hauchs zu (er)kennen. Und dann befreit – so der Titel einer anderen Komposition von Farzia Fallah – eine andere Musik, ihre Musik, die eigene Musik zu (er)schaffen.

Johannes Fritsch: Nachthelle

Nachthelle, ein Gedicht des österreichischen Schriftstellers Johann Gabriel Seidl mit der Initialzeile »Die Nacht ist heiter und ist rein«, vertonte Franz Schubert im September 1826 für Solo-Tenor, Männerchor(quartett) und Klavier. Auf dieses Lied und auch auf Nacht-Lieder Robert Schumanns bezieht sich der Kölner Komponist Johannes Fritsch in seiner 1997 entstandenen Nachthelle für Bratsche, Cello und Kontrabass sowie Synthesizer. Nur dessen Notation ist aus einer Landkartenskizze Leonardo da Vincis abgeleitet, das Trio Basso ist üblich notiert, aber deren jeweils äußere Saiten sind bis zur Spannungslosigkeit herunter gestimmt, dass mit ihnen fast nur noch Geräusche produziert werden können. Über Mikrofone verstärkt und technisch verkoppelt verbinden sich in unterschiedlichen Graden die Streicherklänge mit den Synthesizersounds. »Die letzte Schranke bricht!« lautet Seidls Nachthelle-Schluss – das Herz öffnet sich.

Stefan Fricke

Fragen an ...

Wir haben den Künstlerinnen und Künstlern acht Fragen gestellt, deren Beantwortung ein persönliches Bild darüber ergeben sollte, welche Aspekte ihre musikalische Arbeit beeinflussen. Es blieb ihnen freigestellt, welche und wie viele der Fragen sie in ihrer eigenen oder einer ihnen vertrauten Sprache beantworten.

»… Musik kann eine erste Tür zum Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen und Menschen öffnen.«

DEHIO

DEHIO

DEHIO ©Julian Pache

Welche musikalische Assoziation habt Ihr, wenn Ihr das Festivalmotto »Licht« hört?

Das Festivalmotto stellt uns schnell ein Zitat vor, das LICHT und MUSIK uns beide zeigen können: zwei Seiten einer Medaille. Zum Beispiel: Moment und Dauer oder schnell und langsam, hell und dunkel ...

Welche Rolle spielt für euch die zeitgenössische Musik in eurer musikalischen Arbeit?

Sie gibt uns die Freude, etwas zur Zukunft dieser Musik beizutragen. Es ist wie die Begegnung mit einem Baby oder mit Kindern, auch wenn wir selbst nicht die Eltern sind, also nicht die Komponisten, sondern als Erwachsene in derselben Gesellschaft leben.

Warum seid Ihr ein Ensemble geworden?

Die künstlerische Leiterin Rie Watanabe hat uns, die Mitglieder, gefragt. Durch mehrere Zusammenarbeiten bei anderen Gelegenheiten in der freien Szene konnte sie bereits ein tolles Bild von uns als Ensemble, sowohl musikalisch als auch menschlich, gewinnen. Glücklicherweise haben alle dieser Idee zugestimmt!

Welche Gründe, Ideen haben dabei eine Rolle gespielt?

Das war ›vor Ort‹ und ›Begegnung‹. Wir finden es immer wieder toll, dass die Musik, die Komponist:innen, die Musiker:innen und das Publikum eine Nähe zueinander spüren können. Diese Kontakte können weitere Begegnungen mit Menschen und Orten weben.

Welche Musik fasziniert euch beim Zuhören, die Ihr nicht selbst spielt?

Die Musik, die die Komponist:innen komponieren, was sie selbst sehr gern hören möchten, und die Musiker:innen spielen das, was sie gern hören wollen.

Was kann Musik, was nicht?

Musik kann viele Sachen nicht. Aber Musik kann eine erste Tür zum Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen und Menschen öffnen.

Was sind eure musikalischen Inspirationen?

Wo wir wohnen, in NRW, und die Leute, denen wir hier begegnet sind.

Denkt ihr es macht einen Unterschied, wenn man die Musik, die ihr spielt mit geschlossenen Augen hört, und wenn ja, welchen?

Ja. Man sieht mit den Ohren.

Welche drei Dinge, die irgendetwas mit Musik zu tun haben, würdet Ihr auf eine einsame Insel mitnehmen?

Papiere, Stifte und Flaschen. Damit können wir an Komponist:innen einen Brief schreiben und sie fragen, ob sie ihre Musik für uns auf eine einsame Insel schicken können. Anschließend können wir Einladungsbriefe zu unserem Konzert verschicken. Wir können auch die Noten, an denen wir hier gearbeitet haben, mit unseren Notizen zurückschicken und sie an jemanden in der Zukunft weitergeben. Natürlich kann diese Dinge auch das Aufführungsmaterial für die Musik sein!

 

Hinweise

  • Ein digitales Programmheft?

    Erleben Sie die Konzerte beim Festival ACHT BRÜCKEN auf neue Art und Weise – interaktiv, multimedial und jederzeit zugänglich mit dem neuen digitalen Programmheft. 

    Schon mehrere Tage vor dem Konzert ist das digitale Programmheft kostenlos verfügbar und bietet Zusatzinformationen und multimediale Inhalte. 

    Für den Konzertabend liefert das digitale Programmheft die gewohnten Hintergrundinformationen zu den Mitwirkenden, Komponist:innen und Werken und gibt einen umfassenden Einblick in das Konzertprogramm.

    Eine Stunde vor dem Konzert wechselt das Programmheft in den Konzertmodus: Multimediale Inhalte werden deaktiviert und die gesamte Darstellung abgedunkelt,  um den Konzertgenuss nicht zu stören.

  • Zur Nutzung des Mobiltelefons

    Im Saal ist der Zugang zum Internet eingeschränkt. Bitte laden Sie das digitale Programmheft vor dem Konzert.

    Während des Konzertes bitten wir Sie, Ihr Mobiltelefon auf lautlos zu stellen und den Modus »Nicht stören« zu aktivieren. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es, einmal nicht erreichbar zu sein.

  • Bild- und Tonaufnahmen

    Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Beim Schlussapplaus dürfen Sie zur Erinnerung und privaten Nutzung gern ohne Blitz fotografieren und Ihre Bilder auch auf Social-Media-Kanälen teilen, nicht aber filmen oder den Ton mitschneiden.

Redaktion

Träger

Kulturpartner des Festivals

Veranstalter:
ACHTBRÜCKEN GmbH

Herausgeber:
ACHTBRÜCKEN GmbH
Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln

V.i.S.d.P.
Louwrens Langevoort,
Gesamtleiter und Geschäftsführer der ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie

Redaktion:

Sebastian Loelgen