Digitales Programmheft
Musik der Zeit ©WDR/Holger Talinski

Musik der Zeit – Mann Frau Einhorn Seen

WDR Sinfonieorchester | Christian Karlsen

Kölner Philharmonie Pause gegen 20:40 | Ende gegen 22:00
Samstag
10.05.2025
20:00

Einführungen

Audio-Einführung

Ein Einhorn in der Philharmonie

Sophie Emilie Beha im Gespräch mit Boglárka Pecze

Einführungen vor Ort

Mitwirkende

Mitwirkende

Programm

Programm

Kaija Saariaho 1952–2023
D’OM LE VRAI SENS (2010)
für Klarinette und Orchester
I. L’Ouïe
II. La Vue
III. L’Odorat
IV. Le Toucher
V. Le Goût
VI. A mon seul désir

Pause

Hèctor Parra *1976
Ich ersehne die Alpen / So entstehen die Seen (2022–25)
für Sopran, Sprecher, Elektronik und großes Orchester auf einen Text von Händl Klaus
Uraufführung

Die elektronischen Parts wurden beim GRAME in Lyon produziert mit Unterstützung von Max Bruckert.

Das Konzert wird vom WDR für den Hörfunk aufgezeichnet und kann am 3. Juni 2025 im Radio und anschließend für 30 Tage auf wdr3.de nachgehört werden.

Die Gesangstexte

Hèctor Parra
Ich ersehne die Alpen / So entstehen die Seen (2022–25)

für Sopran, Sprecher, Elektronik und großes Orchester auf einen Text von Händl Klaus

Weiterlesen

Zu den Werken

Magische Klänge

Kaija Saariaho tauchte in ihrem Schaffen stets in die tiefe »Natur des Klangs« ein, gestützt von einem analytisch-mikroskopischen Zugriff auf das Tonmaterial. Dieser Ansatz reflektiert auch ihre Herkunft und geistige Heimat: die berauschende finnische Natur und die französische Musik von den »Impressionisten« Claude Debussy und Maurice Ravel bis zur akribischen Klangforschung in der spektralen Musik. Dazu kommt, dass eine familiär geprägte Neigung zur Malerei sie nie los ließ und sich indirekt in ihrem Klangfarben-Reichtum niederschlug.

Ihr Klarinettenkonzert D’om le vrai sens (2010) ist von mittelalterlichen Teppichen inspiriert, auf denen eine Frau und ein Einhorn abgebildet sind – wobei die Klarinette für Saariaho das Einhorn symbolisiert. Aufgefallen sind ihr die Teppiche im Musée national du Moyen Age in Paris bereits im Zuge ihrer Recherchen für ihre erste Oper L’Amour de loin (2000). Aber erst die hervorgehobene Rolle der Klarinette in ihrer zweiten Oper Adriana Mater (2006) motivierten sie zu D’om le vrai sens.

Die in den Satzüberschriften benannten fünf Sinne fasste sie mit bizarrer Klangfantasie in markante Ausdruckssphären: von schrillen Rufen der Klarinette in L’Ouie (Hören) über das wundersame Ausloten einer akustischen Landschaft in La Vue (Die Aussicht) bis zu scharfen Reibungen, Tremolos und Trillern in Le Gout (Der Geschmack). All diese Facetten sinnlicher Wahrnehmung münden im finalen sechsten Teil – der sechste Sinn, der dem seelischen Empfinden oder der Liebe gilt – in magische Klänge, die sich subtil in asketischer Strenge auflösen.

»Abbild der menschlichen Seele«

Beschwört Kaija Saariahos D’om le vrai sens auch utopische Dimensionen der Wahrnehmung, so setzt Héctor Parras Ich ersehne die Alpen / So entstehen die Seen (2022–25) eher eine Endzeitvision dagegen. Der Text dazu stammt von dem österreichischen Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur Händl Klaus (*1969). Er schlug Parra vor, auf der Grundlage seines Stücks Ich ersehne die Alpen ein neues Werk zu komponieren, das die Worte in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Die Protagonistin Olivia sehnt sich danach, mit den hohen Bergen zu verschmelzen und der stechenden Hitze in ihrem engen Zimmer zu entkommen. Doch ihre Sehnsucht nach Felsen und Gletschern ist vor allem eine Todessehnsucht, die sich darin äußert, sich in einen rauen Gebirgsstein verwandeln zu wollen. Dieses Bild ist, so Héctor Parra, »auch eine Metapher dafür, dass wir selbst ein untrennbarer Teil der Natur sind, die wir misshandeln und irreparabel schädigen. Olivias Tragödie und Verzweiflung sind ein Spiegelbild jener Situation, in der wir uns selbst befinden, da wir den Klimawandel nicht rechtzeitig gestoppt haben.«

Parra verarbeitete in dem Werk auch seine eigene Natursehnsucht, die er trotz seiner Identität als Großstadtmensch – mit Stationen in Barcelona, Paris oder Rom – verspürt und die noch von Kindheitserfahrungen in den Pyrenäen und Alpen herrührt. Er schuf mit Ich ersehne die Alpen / So entstehen die großen Seen eine Musik von herber lyrischer Intensität, die den harten Stein und die leuchtenden Flechten, die auf ihm wachsen, gleichermaßen in Klang transformiert. Und die Solostimme schwebt, wie Parra bemerkt, »über der Landschaft wie ein großer Vogel, vielleicht sogar als ein Abbild der menschlichen Seele«. Spätromantische Einflüsse von Gustav Mahler, Anton Bruckner und Richard Strauss sind unterschwellig präsent, gehen aber ebenso nahtlos in dem Werk auf wie avancierte elektronische Klänge, die auf Aufnahmen originaler Naturklänge von Steinen, Gletschern, Eis und Wind basieren. Den komplexen Klangmischungen gegenüber steht der Mensch, steht Olivia, die in ihrem beklemmenden »Lied von der Erde« die Stimme erhebt und ihre Tragik auf intimste Weise vermittelt.

Egbert Hiller

Fragen an ...

Wir haben den Künstlerinnen und Künstlern acht Fragen gestellt, deren Beantwortung ein persönliches Bild darüber ergeben sollte, welche Aspekte ihre musikalische Arbeit beeinflussen. Es blieb ihnen freigestellt, welche und wie viele der Fragen sie in ihrer eigenen oder einer ihnen vertrauten Sprache beantworten.

»An infinite rapidity that takes our dreams beyond our expectations.«

Hèctor Parra | Komponist

Hèctor Parra

Hèctor Parra ©Amandine Lauriol

Weiterlesen

»Auf jeden Fall Alphorn! Niemand würde es von mir erwarten und ich würde es lieben, alle zu schockieren.«

Boglárka Pecze | Klarinette

Boglárka Pecze

Boglárka Pecze ©Wolfgang Köhler

Weiterlesen

»Diese Freiheit, dieses Spiel im Moment, das man sich in der klassischen Musik zu selten gönnt …«

Lavinia Dames | Sopran

Lavinia Dames

Lavinia Dames ©Klaudia Taday

Weiterlesen

»Als Schauspieler bin ich mein Instrument.«

Thomas Loibl | Schauspieler

Weiterlesen

»It’s an remarkable constant in human experience that allows us to connect to our ancestors and history.«

Christian Karlsen | Dirigent

Christian Karlsen

Christian Karlsen ©Karl Gabor

Weiterlesen

WDR Sinfonieorchester

Das WDR Sinfonieorchester

WDR Sinfonieorchester

WDR Sinfonieorchester ©WDR/Peter Adamik

Weiterlesen

Die Besetzung des WDR Sinfonieorchesters

Violine I
José Maria Blumenschein 1. Konzertmeister
Naoko Ogihara Konzertmeisterin
Ye Wu 2. Konzertmeisterin
Cristian-Paul Suvaiala Vorspieler
Faik Aliyev
Andreea Florescu
Linda Guo
Caroline Kunfalvi
Anna de Maistre
Pierre Marquet
Jacob Ormaza-Vera
Ioana Ratiu
Shin Sihan
Vassili Voronin *
Victor Andrey

Violine II
Brigitte Krömmelbein Stimmführerin
Barennie Moon Stimmführerin
Jikmu Lee stv. Stimmführer
Lucas Barr
Pierre-Alain Chamot
Maxime Gulikers
Robin-Lynn Hirzel
Ea Jin Hwang
Orest Kudlovskyi
Filippo Zucchiatti
Akari Azuma *
Geomji Noh *

Viola
Tomasz Neugebauer Solo
Katja Püschel stv. Solo
Gaelle Bayet
Felicitas Frücht
Marina Kosaka
Mircea Mocanita
Klaus Nieschlag
Sophie Nickel Akademie
Annina Stupan Akademie
Cosima Nieschlag *

Violoncello
Ulrich Witteler Solo
Simon Deffner stv. Solo
Susanne Eychmüller stv. Solo
Sebastian Engelhardt
Juliana Przybyl
Martin Leo Schmidt
Theresa Schneider
Paula Madden Akademie

Kontrabass
Olga Karpusina * Solo
Michael Peus stv. Solo
Axel Ruge stv. Solo
Raimund Adamsky
Akseli Porkkala
Julian Schlootz

Flöte
Sally Beck * Solo
Christiane Tétard stv. Solo
Martin Becker

Oboe
Gunde Hamraths * Solo
Svetlin Doytchinov stv. Solo
Jérémy Sassano Englischhorn

Klarinette
Nicole Schrumpf * Solo
Tim Kieselhofer * Bassklarinette
Gesine Rotzoll Akademie

Fagott
Marceau Lefevre * Solo
Eugénie Ricard stv. Solo
Stefan Kasper Kontrafagott

Horn
Haeree Yoo Solo
Noé Lehmann *
Maximilian Schellenberger
Canberk Yüksel

Trompete
Martin Griebl Solo
Daniel Grieshammer
Jürgen Schild

Posaune
Simon Seidel Solo
Fred Deitz
Stefan Schmitz

Tuba
Isaac Rodriguez Cotrofe *

Harfe
Emily Hoile

Pauke, Schlagzeug
Peter Stracke Solo
Johannes Steinbauer 1. Schlagzeuger
Johannes Wippermann 1. Schlagzeuger
Oguz Akbas *
Gal Krajcic *
Norbert Krämer *
Sebastian Wielandt *

Klavier, Celesta
Paulo Alvares *

* Gäst

Weitere Angebote

  • Ausstellung »Lichtbogen«

    Kaija Saariaho

    Kaija Saariaho ©privat

    Die Musik Kaija Saariahos leuchtet, strahlt, glänzt und glitzert. Der Kosmos, das Firmament, die Landschaft und der Garten sind essentielle Themen im Oeuvre der finnischen Komponistin, die 1982 Paris zu ihrer neuen Heimat macht und sich der alten stets verbunden gefühlt hat.

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

  • Applausdusche – Eine interaktive Installation von Manos Tsangaris

    Applausdusche

    Applausdusche ©Vanessa Stratmann

    Treten Sie unter das Vordach der Kölner Philharmonie und einen Moment lang kommt von oben tosender Applaus aus zwei kleinen Lautsprechern. Dazu geht ein Scheinwerfer an, um das Gefühl zu intensivieren, sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu befinden. Gönnen Sie sich die Applausdusche als eine kleine Stärkung für zwischendurch!

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

Hinweise

  • Ein digitales Programmheft?

    Erleben Sie die Konzerte beim Festival ACHT BRÜCKEN auf neue Art und Weise – interaktiv, multimedial und jederzeit zugänglich mit dem neuen digitalen Programmheft.

    Schon mehrere Tage vor dem Konzert ist das digitale Programmheft kostenlos verfügbar und bietet Zusatzinformationen und multimediale Inhalte.

    Für den Konzertabend liefert das digitale Programmheft die gewohnten Hintergrundinformationen zu den Mitwirkenden, Komponist:innen und Werken und gibt einen umfassenden Einblick in das Konzertprogramm.

    Eine Stunde vor dem Konzert wechselt das Programmheft in den Konzertmodus: Multimediale Inhalte werden deaktiviert und die gesamte Darstellung abgedunkelt,  um den Konzertgenuss nicht zu stören.

  • Zur Nutzung des Mobiltelefons

    Im Saal ist der Zugang zum Internet eingeschränkt. Bitte laden Sie das digitale Programmheft vor dem Konzert. Ein WLAN-Zugang steht Ihnen dafür im Eingangsbereich des Foyers zur Verfügung.

    Während des Konzertes bitten wir Sie, Ihr Mobiltelefon auf lautlos zu stellen und den Modus »Nicht stören« zu aktivieren. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es, einmal nicht erreichbar zu sein.

  • Bild- und Tonaufnahmen

    Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Beim Schlussapplaus dürfen Sie zur Erinnerung und privaten Nutzung gern ohne Blitz fotografieren und Ihre Bilder auch auf Social-Media-Kanälen teilen, nicht aber filmen oder den Ton mitschneiden.

Redaktion

Redaktion:

Sebastian Loelgen