Digitales Programmheft
Ensemble Musikfabrik ©Janet Sinica

Selfie in the Dark

Werke von Brendan Champeaux, Eivind Buene und Georges Aperghis

Kölner Philharmonie Keine Pause | Ende gegen 21:15
Samstag
17.05.2025
20:00

Einführungen

Audio-Einführung

Selfie in the Dark – Sophie Emilie Beha im Gespräch mit Benjamin Kobler

Einführung vor Ort

19:00 Einführung in das Konzert durch Louwrens Langevoort und Georges Aperghis

Mitwirkende

Programm

Programm

Brendan Champeaux *1995
Blinds (2025)
für 15 Instrumente
Uraufführung
Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln im Rahmen des Internationalen ACHT BRÜCKEN Kompositionswettbewerbs 2024, ermöglicht durch die Gerhart und Renate Baum Stiftung


Eivind Buene *1973
Lessons in Darkness (2017)
für Ensemble

Georges Aperghis *1945
Selfie in the Dark (2022–23)
à Edith
für Sopran, Mezzosopran und Ensemble
Uraufführung
Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln und Radio France

  • Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
  • Gefördert durch die Kunststiftung NRW

Das Konzert wird vom WDR für den Hörfunk aufgezeichnet und kann am 23. Dezember 2025 im Radio und anschließend für 30 Tage auf wdr3.de nachgehört werden.

Zu den Werken

Unbekannte Landschaften

»Wenn man nichts sehen kann, dann funktionieren die Ohren wie Augen. Beim Wahrnehmen der Klänge und ihrer Schwingungen entsteht vor dem inneren Auge eine virtuelle Umgebungskarte. Die Schallortung erlaubt es, verschiedene Oberflächen und räumliche Hindernisse aufgrund ihrer akustischen Reflexionen zu erkennen und Abstände einzuschätzen«, sagt der französische Komponist Brendan Champeaux im Zusammenhang mit seinem neuen Werk Blinds (2025), das nun vom Ensemble Musikfabrik uraufgeführt wird.

Blinds basiert inhaltlich auf der Annahme, eine Höhle nur mit Fackeln ohne moderne technische Hilfsmittel zu erforschen, wobei die Fackeln nur wenige Meter des Wegs ausleuchten und dahinter pechschwarze Dunkelheit lauert. Klänge reichen hier weiter als Licht, und die Höhle antwortet mit Echobildungen, woraus sich Schlüsse hinsichtlich ihrer Größe und Tiefe ziehen lassen. Champeaux konzipierte Blinds als Serie von Echos und der Reaktionen darauf, die auch emotionale Dimensionen einbeziehen. Die Höhle gerät zur Metapher für die Erkundung unserer eigenen Identität und Existenz; die Klänge sind Signale oder Botschaften, die uns unbekannte Landschaften, auch seelische Landschaften, erfahren lassen.

Hineinhorchen ins Dunkle

Licht- und Schallwellen eng miteinander zu verzahnen und Lichtspektren auf Klangphänomene zu projizieren, bewegt auch den norwegischen Komponisten Eivind Buene. Allerdings verknüpfte er in Lessons in Darkness (Lektionen in Dunkelheit) die kargen Lichtverhältnisse im nordischen Winter mit der politischen Situation, die ihm zur Entstehungszeit des Werks 2017 wenig Anlass zu Optimismus bot. Insofern ist Lessons in Darkness heute aktueller denn je, doch Buene fokussierte auch übergreifende kulturelle und spirituelle Zusammenhänge, in dem er sich auf historische Quellen wie die biblischen Klagelieder des Jeremias stützte – indes ohne sie direkt zu zitieren.

Das Unbekannte, das Dunkle bzw. Verborgene ist für Buene ein ureigenes Element der Musik, dem er in Lessons in Darkness in drei »Lektionen« nachgeht. Die erste setzt das Individuum in Beziehung zum Kollektiv, die zweite taucht in tiefe Register des Klangs ein, die mannigfaltige Impressionen auslösen, und die dritte teilt das musikalische Geschehen in einzelne Partikel, die sich um-, mit- und gegeneinander definieren müssen. Jenseits vorgeprägter Stilmittel gemahnen Eivind Buenes Lessons in Darkness an ein Hineinhorchen ins Dunkle, das für ihn neue Horizonte und bis dato Unerhörtes eröffnet.

»Auf der Suche nach vertrauten Figuren«

Dem »Unerhörten« spürt auch der griechisch-französische Komponist George Aperghis nach: »Beim Komponieren«, so bemerkte er, »muss man sich ständig Ohren überstülpen, die einem nicht gehören. Diese Ohren muss man jedes Mal erfinden, um das nie Gehörte zu hören. Oder besser: um unerhört zu hören.« Visuelle wie theatralische Phänomene beflügeln seine Entdeckungsreisen und inspirieren die musikalische Ausgestaltung. Im Falle von Selfie in the Dark (2022/23), die zweite Uraufführung im Programm, ist der Anlass aber ein trauriger: Aperghis schrieb das Stück in Erinnerung an seine verstorbene Frau Edith und charakterisierte sein Vorgehen dabei als »Abstieg in die Dunkelheit auf der Suche nach vertrauten Figuren«.

Assoziationen an Orpheus drängen sich auf, denn zum einen ist Aperghis »als herausragender Komponist unserer Zeit« selbst ein »Orpheus« der Musik, und zum anderen begibt er sich in Selfie in the Dark virtuell ins »Dunkle«, um zu einer geliebten Person, eben seiner Frau, zu gelangen. So trägt das Werk im Sinne eines Selbstporträts auch Züge eines Menschen, der angesichts der Unmöglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, zwischen Hoffnung und Bestürzung schwankt, der sich den unsichtbaren Stimmen der Nacht ganz nah wähnt und ihnen doch fern bleiben muss und in Einsamkeit zurückbleibt.

Aber Aperghis wäre nicht Aperghis, wenn die Klänge nicht auch ganz für sich selbst sprechen würden. Über das Persönliche hinaus appellieren sie an Überindividuelles, an die Kraft des Komponierens, das für ihn, wie er es ausdrückt, »eine Art Medikament gegen die Gewalt des Lebens« ist.

Egbert Hiller

Fragen an ...

Wir haben den Künstlerinnen und Künstlern acht Fragen gestellt, deren Beantwortung ein persönliches Bild darüber ergeben sollte, welche Aspekte ihre musikalische Arbeit beeinflussen. Es blieb ihnen freigestellt, welche und wie viele der Fragen sie in ihrer eigenen oder einer ihnen vertrauten Sprache beantworten.

»For me, composing and listening are two sides of the same way of being.«

Brendan Champeaux | Komponist

Brendan Champeaux

Brendan Champeaux ©Fondation Royaumont

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»In the real world, I wish we could have light without all this darkness.«

Eivind Buene | Komponist

Eivind Buene

Eivind Buene ©Julia Naglestad

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»All kinds of music fascinate me, as long as they are sincere.«

Georges Aperghis | Komponist

George Aperghis

George Aperghis ©Xavier Lambours

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»Ich träume nachts immer wieder, dass ich im Orchester sitze und Horn spielen kann.«

Johanna Zimmer | Sopran

Johanna Zimmer

Johanna Zimmer ©Manu Theobald

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»Mit 15 Jahren, an einem sonnigen Februartag, entschied ich mich: ich werde singen.«

Christina Daletska | Mezzosopran

Christina Daletska

Christina Daletska ©Christian Zeugin

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»ständig erweiternde Perspektive auf zeitgenössische Musik«

Ensemble Musikfabrik

Ensemble Musikfabrik

Ensemble Musikfabrik ©Janet Sinica

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»And when this occurs in a shared time and space, uniting performers and listeners in an unrepeatable moment, the resulting aesthetic experience is among the most profound, even overwhelming, one can live through.«

Emilio Pomàrico | Dirigent

Emilio Pomàrico

Emilio Pomàrico ©François Volpe

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Ensemble-Besetzung

Die Besetzung des Ensemble Musikfabrik

Helen Bledsoe Flöte
Peter Veale Oboe, Englischhorn
Carl Rosman Klarinette, Kontrabassklarinette
Elise Jacoberger Fagott, Kontraforte

Christine Chapman Horn
Marco Blaauw Trompete, Piccolotrompete
Stephen Menotti Posaune
Maxime Morel Tuba, Kontrabasstuba

Benjamin Kobler Tasteninstrumente
Alex Waite Tasteninstrumente
Dirk Rothbrust Schlagzeug

Hannah Weirich Violine
Sara Cubarsi Violine
Rostislav Kozhevnikov Violine
Axel Porath Viola
Dirk Wietheger Violoncello
Florentin Ginot Kontrabass

Weitere Angebote

  • Ausstellung »Lichtbogen«

    Kaija Saariaho

    Kaija Saariaho ©privat

    Die Musik Kaija Saariahos leuchtet, strahlt, glänzt und glitzert. Der Kosmos, das Firmament, die Landschaft und der Garten sind essentielle Themen im Oeuvre der finnischen Komponistin, die 1982 Paris zu ihrer neuen Heimat macht und sich der alten stets verbunden gefühlt hat.

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

  • Applausdusche – Eine interaktive Installation von Manos Tsangaris

    Applausdusche

    Applausdusche ©Vanessa Stratmann

    Treten Sie unter das Vordach der Kölner Philharmonie und einen Moment lang kommt von oben tosender Applaus aus zwei kleinen Lautsprechern. Dazu geht ein Scheinwerfer an, um das Gefühl zu intensivieren, sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu befinden. Gönnen Sie sich die Applausdusche als eine kleine Stärkung für zwischendurch!

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

Hinweise

  • Ein digitales Programmheft?

    Erleben Sie die Konzerte beim Festival ACHT BRÜCKEN auf neue Art und Weise – interaktiv, multimedial und jederzeit zugänglich mit dem neuen digitalen Programmheft. 

    Schon mehrere Tage vor dem Konzert ist das digitale Programmheft kostenlos verfügbar und bietet Zusatzinformationen und multimediale Inhalte. 

    Für den Konzertabend liefert das digitale Programmheft die gewohnten Hintergrundinformationen zu den Mitwirkenden, Komponist:innen und Werken und gibt einen umfassenden Einblick in das Konzertprogramm.

    Eine Stunde vor dem Konzert wechselt das Programmheft in den Konzertmodus: Multimediale Inhalte werden deaktiviert und die gesamte Darstellung abgedunkelt,  um den Konzertgenuss nicht zu stören.

  • Zur Nutzung des Mobiltelefons

    Im Saal ist der Zugang zum Internet eingeschränkt. Bitte laden Sie das digitale Programmheft vor dem Konzert. Ein WLAN-Zugang steht Ihnen dafür im Eingangsbereich des Foyers zur Verfügung.

    Während des Konzertes bitten wir Sie, Ihr Mobiltelefon auf lautlos zu stellen und den Modus »Nicht stören« zu aktivieren. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es, einmal nicht erreichbar zu sein.

  • Bild- und Tonaufnahmen

    Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Beim Schlussapplaus dürfen Sie zur Erinnerung und privaten Nutzung gern ohne Blitz fotografieren und Ihre Bilder auch auf Social-Media-Kanälen teilen, nicht aber filmen oder den Ton mitschneiden.

Redaktion

Träger

Kulturpartner des Festivals

Veranstalter:
ACHT BRÜCKEN

Herausgeber:
ACHTBRÜCKEN GmbH
Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln

V.i.S.d.P.
Louwrens Langevoort,
Gesamtleiter und Geschäftsführer der ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie

Redaktion:

Sebastian Loelgen