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Digitales Programmheft
Asasello Quartett ©Wolfgang Burat

Nymphéa

ON@ACHTBRÜCKEN

Wolkenburg Keine Pause | Ende gegen 23:00
Freitag
09.05.2025
22:00

Mitwirkende

Mitwirkende

Programm

Programm

Kaija Saariaho 1952–2023
Nymphéa (Jardin secret III) (1987)
für Streichquartett und Elektronik

George Crumb 1929–2022
Black Angels. 13 Images from the Dark Land (Images 1) (1970)
für elektrisch verstärktes Streichquartett
A. Departure:
I. Threnody I: Night of the Electric Insects
II. Sounds of Bones and Flutes
III. Lost Bells
IV. Devil-music
V. Dance macabre
B. Absence:
VI. Pavana Lachrymae (Der Tod und das Mädchen)
VII. Threnody II: Black Angels!
VIII. Sarabanda de la Muerte Oscura
IX. Lost Bells (Echo)
C. Return:
X. God-music
XI. Ancient Voices
XII. Ancient Voices (Echo)
XIII. Threnody III: Night of the Electric Insects

Alexander Skrjabin 1872–1915 / Gérard Pesson *1958
Sonate für Klavier Nr. 9 op. 68 (1913)
(»Schwarze Messe«)
Arrangement für Streichquartett von Gérard Pesson

  • Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW

Zu den Werken

Ausgangpunkt des 1987 entstandenen Streichquartetts Nymphéa von Kaija Saariaho ist zunächst die computergestützte Analyse von verschiedenen Celloklängen, die ihr gewisse Innensichten in deren harmonisch-farbigen Details ermöglichen. Daraus wiederum entwickelte Saariaho, teils unter Zuhilfenahme weiterer Softwareprogramme, motivische und gestische Klangfiguren sowie rhythmisch-melodische Transformationen davon, sodass das Stück wie ein Organismus selbstähnlicher Zellen und Lineaturen in bewegten Klangfarbenflächen fließt, durchbrochen von manchem geräuschhaften Riss, manchem schroffen Schnitt.

Saariaho selbst notierte zu Nymphéa, dass sie während des Komponierens folgende Gedanken beschäftigt haben: »das Bild der Seerose als symmetrische Struktur, die sich auf den Wellen schwimmend biegt, transformiert. Die verschiedenen Dimensionen desselben Bildes; einerseits die eindimensionale Fläche mit ihren Farben und Formen, andererseits die unterschiedlichen Materialien, Zustände und Dimensionen, die nur zu erahnen sind.«

Lediglich erahnbar, aber durchaus imaginär erfahrbar ist der Hinweis, den Kaija Saariaho mit dem Untertitel gibt: Jardin Secret III verweist auf ihre Stücke Jardin secret I (1985) für Tonband und auf Jardin secret II (1987) für Cembalo und Tonband, die zusammen auch als Zyklus aufgeführt werden können, da ihnen verwandte Ideen zugrunde liegen, die mit derselben Software umgesetzt wurden; der Garten selbst bleibt indes geheim, öffnet am Ende des Streichquartetts mit vielen live-elektronischen Klangtransformationen in Echtzeit jedoch einen Pfad in dessen Mitte. Die Musiker:innen flüstern ins Mikrofon die englische Übersetzung eines Gedichts von Arseny Tarkovsky (1907–1989), dem Vater des russischen Filmemachers Andre Tarkovsky: »Summer is gone. / And might never have been. / In the sunshine it’s warm, / But there has to be more.«

Ein weitaus dunkleres Stück, komponiert in finsteren Zeiten, ist George Crumbs Streichquartett Black Angels. Geschrieben 1970 – in der Partitur steht »In tempore belli« –, reagiert das Stück auf Schrecken und Grausamkeiten des schon seit einigen Jahren währenden Krieges der USA gegen und in Vietnam. Black Angels ist eine Trauermusik, in deren Faktur zahlreiche Symbole von Tod und Sterben integriert sind. Schon die dramaturgische Anlage – »13 Bilder vom Dunklen Land« – liefert dafür entsprechende Indizien, die jeweiligen Titel formulieren das zyklisch durchstrukturierte Programm.

13 ist die Zahl des Unglücks; von 1 bis 13 lässt Crumb seine Schwarzen Engel in verschiedenen Sprachen zählen: 13 bedeutet symbolisch das Ende. Die Todesengel, das Streichquartett, repräsentieren die aus der Offenbarung bekannten apokalyptischen Reiter, die Krieg, Hunger, Pest und Tod über die Welt bringen. Anspielungen und Andeutungen auf musikalische Topoi der Melancholie wie das Dies Irae aus dem Requiem, der Tritonus und die erste Zeile aus Schuberts d-Moll-Streichquartett Der Tod und das Mädchen konkretisieren die äußere Programmatik innermusikalisch.

Doch die Komposition beschreibt auch eine Reise in die Seele des einzelnen, so »als führte sie mitten hinein ins Herz einer unermesslichen Finsternis«. (Joseph Conrad, Heart of Darkness, 1899): I. Abreise [Gnadenfall] / 1. Klagegesang I: Nacht der elektrischen Insekten [Tutti] / 2. Knochen- und Flötenklänge [Trio] / 3. Verlorene Glocken [Duo] / 4. Teufel-Musik [Solo: Cadenza accompagnata] / 5. Danse Macabre [Duo] (Alternatives Duo: Dies Irae) // II. Abwesenheit [Geistige Vernichtung] / 6. Pavana Lachrymae (Der Tod und das Mädchen) [Trio] (Obligates Solo: Insektenklänge) / 7. Klagegesang II: Schwarze Engel! [Tutti] / 8. Sarabande über den dunklen Tod [Trio] (Obbligates Solo: Insektenklänge) / 9. Verlorene Glocken (Echo) [Duo] (Alternatives Duo: Knochen- und Flötenklänge) /// III. Rückkehr [Erlösung] / 10. Gott-Musik [Solo: Aria accompagnata] / 11. Antike Stimmen [Duo] / 12. Antike Stimmen (Echo) [Trio] / 13. Klagegesang III: Nacht der elektrischen Insekten [Tutti].

Dunkel, düster, ja vielleicht gar dämonisch erweist sich die als »Schwarze Messe« bezeichnete Klaviersonate Nr. 9 von Alexander Skrjabin, wobei der Beiname nicht von ihm, sondern wohl von dem befreundeten Pianisten Alexej Podgajetski stammt – als programmatisches Gegenbild zur von Skrjabin selbst als »Weiße Messe« benannten 7. Klaviersonate op. 64 (1911). Aber einige Spuren zu dieser tönenden Finsternis im Kosmos seiner mystischen Ideen hat Skrjabin auch selbst gegeben. Im Notentext ist mal die Rede von »vergifteten Süße«, anderswo von »einem Aufschrei, bei dem der Spuk jäh in wesenlosen Tiefen verschwindet«. Auch hat er seine 9. Sonate als »teuflisch«, als eine »Prozession böser Geister« charakterisiert: »Der Anfang der Sonate – das sind finstre Mächte, der Mittel – ein Albtraum, das Ende – wieder finstere Mächte.« Der französische Komponist Gérard Pesson hat die geheimnisvoll-gespenstische »Schwarze Messe«“ 2008 in die klanglichen Möglichkeiten des Streichquartetts überführt und deren Botschaft so noch intensiver geschwärzt.

Stefan Fricke

George Crumb’s ›Black Angels‹: A Visitor’s Guide

Fragen an ...

Wir haben den Künstlerinnen und Künstlern acht Fragen gestellt, deren Beantwortung ein persönliches Bild darüber ergeben sollte, welche Aspekte ihre musikalische Arbeit beeinflussen. Es blieb ihnen freigestellt, welche und wie viele der Fragen sie in ihrer eigenen oder einer ihnen vertrauten Sprache beantworten.

»… in einer Gemeinschaft mit einer gewissen ›Freiheit‹«

Asasello Quartett

Asasello Quartett

Asasello Quartett ©Wolfgang Burat

Welche musikalische Assoziation habt Ihr, wenn Ihr das Festivalmotto »Licht« hört?

warm / kalt / flackern / Farben / Malerei / Kristall / Prisma

Welche Rolle spielt für euch die zeitgenössische Musik in eurer musikalischen Arbeit?

Wir machen keinen Unterschied zwischen Musik und Musik (klassische, romantische, zeitgenössische), denn ohne das eine gibt / gäbe es das andere nicht; deshalb spielt die MUSIK in unserer Arbeit die allerwichtigste Rolle. Zeitgenössische Musik empfinden wir als selbstverständliche Sprache, die man neu zulernen versucht, um die heutigen Bedürfnisse und Stimmungen zu kommunizieren.

Warum seid Ihr ein Ensemble geworden? Welche Gründe, Ideen haben dabei eine Rolle gespielt?

Faszination für kammermusikalische Werke, Gemeinschaft, »Freiheit« …
Banale Antwort: Weil wir Streichquartett als Nebenfach studiert und uns dadurch gefunden haben. Großartige Streichquartettliteratur, die Möglichkeit, keine stilistischen Unterschiede zu machen, sondern zu versuchen, jedem Komponisten zu folgen und seine auf Papier geschriebenen Gedanken auf die vier viersaitigen Instrumente zu übertragen und zu Gehör zu bringen; und das nicht allein, sondern in einer Gemeinschaft mit einer gewissen »Freiheit«.

Welche Musik fasziniert euch beim Zuhören, die Ihr nicht selbst spielt?

Jede Art kann inspirierend sein, sobald sie mit einer wahren Empfindung interpretiert ist.

Was kann Musik, was nicht?

Kann alles, muss aber nichts … (Oder ALLES, wenn man ihr gegenüber offen ist)

Was sind eure musikalischen Inspirationen?

Das Leben an sich, Geschichte, andere Künste.

Denkt Ihr, es macht einen Unterschied, wenn man die Musik, die ihr spielt, mit geschlossenen Augen hört, und wenn ja, welchen?

Die Konzentration wird auf andere Sinne verlagert, wenn visuelle Reize nicht im Vordergrund stehen.

Welche drei Dinge, die irgendetwas mit Musik zu tun haben, würdet ihr auf eine einsame Insel mitnehmen?

Der eigene Körper reicht aus – Ohren, Hände, Mund, Füße ...

Weitere Angebote

  • Ausstellung »Lichtbogen«

    Kaija Saariaho

    Kaija Saariaho ©privat

    Die Musik Kaija Saariahos leuchtet, strahlt, glänzt und glitzert. Der Kosmos, das Firmament, die Landschaft und der Garten sind essentielle Themen im Oeuvre der finnischen Komponistin, die 1982 Paris zu ihrer neuen Heimat macht und sich der alten stets verbunden gefühlt hat.

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

  • Applausdusche – Eine interaktive Installation von Manos Tsangaris

    Applausdusche

    Applausdusche ©Vanessa Stratmann

    Treten Sie unter das Vordach der Kölner Philharmonie und einen Moment lang kommt von oben tosender Applaus aus zwei kleinen Lautsprechern. Dazu geht ein Scheinwerfer an, um das Gefühl zu intensivieren, sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu befinden. Gönnen Sie sich die Applausdusche als eine kleine Stärkung für zwischendurch!

    Mit Fotos und Dokumenten zeichnet die Ausstellung wichtige Stationen der Komponistin nach. Und wie wird diese Musik notiert? Als Extra stellen wir zusätzlich zahlreiche ihrer Partituren zur Ansicht zur Verfügung.

Hinweise

  • Ein digitales Programmheft?

    Erleben Sie die Konzerte beim Festival ACHT BRÜCKEN auf neue Art und Weise – interaktiv, multimedial und jederzeit zugänglich mit dem neuen digitalen Programmheft. 

    Schon mehrere Tage vor dem Konzert ist das digitale Programmheft kostenlos verfügbar und bietet Zusatzinformationen und multimediale Inhalte.

    Für den Konzertabend liefert das digitale Programmheft die gewohnten Hintergrundinformationen zu den Mitwirkenden, Komponist:innen und Werken und gibt einen umfassenden Einblick in das Konzertprogramm.

    Eine Stunde vor dem Konzert wechselt das Programmheft in den Konzertmodus: Multimediale Inhalte werden deaktiviert und die gesamte Darstellung abgedunkelt,  um den Konzertgenuss nicht zu stören.

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    Im Saal ist der Zugang zum Internet eingeschränkt. Bitte laden Sie das digitale Programmheft vor dem Konzert.

    Während des Konzertes bitten wir Sie, Ihr Mobiltelefon auf lautlos zu stellen und den Modus »Nicht stören« zu aktivieren. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es, einmal nicht erreichbar zu sein.

  • Bild- und Tonaufnahmen

    Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Beim Schlussapplaus dürfen Sie zur Erinnerung und privaten Nutzung gern ohne Blitz fotografieren und Ihre Bilder auch auf Social-Media-Kanälen teilen, nicht aber filmen oder den Ton mitschneiden.

Redaktion

Träger

Kulturpartner des Festivals

Veranstalter:
ACHTBRÜCKEN GmbH

Herausgeber:
ACHTBRÜCKEN GmbH
Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln

V.i.S.d.P.
Louwrens Langevoort,
Gesamtleiter und Geschäftsführer der ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie

Redaktion:

Sebastian Loelgen