Oper konzertant

Die Oper ist ein Ressourcen-lastiges Unternehmen. Neben den ausführenden Protagonisten braucht es Kulissen, eine Bühne mit aufwändiger Technik und Orchestergraben sowie eine Inszenierung mit langwierigen Proben, bei denen oft nur schwerlich eine befriedigende Balance zwischen szenischem und musikalischem Vortrag zu erreichen ist. Bei einem kurzen Gastspiel ist das nicht mal eben umzusetzen. Aber wer wollte nicht auch mal Händels Heldenoper »Giulio Cesare« unter Mitwirkung der großen Cecilia Bartoli erleben? 

Einen antiken Stoff wie »Elektra« aus der Perspektive eines Richard Strauss oder Bizets »Carmen« im unverfälschten romantischen Überschwang seiner Entstehungszeit, restauriert von so profunden Spezialisten für historische Aufführungspraxis wie dem immer wieder spektakulären belgischen B’Rock Orchestra unter der Leitung von René Jacobs? Der Markenkern des Musiktheaters ist ja eher die Musik als das Theater. Der Kampf zwischen Herkules und Achilles wäre heute eher ein Fall fürs Action-Kino, aber in der Musik des italienischen Barockkomponisten Agostino – live und unter besten akustischen Bedingungen – gewinnt er eine Dimension, die jede Leinwand sprengt. Deshalb: Oper konzertant, aber das in musikalischer Vollendung.

• Ausdrucken